Das hätten wir jetzt nicht erwartet. „Wurstbrot“, „Harpunero“, „Captain Flingern“ – seit vielen Jahren in der Club- und Party-Szene Düsseldorfs aktiv, hat sich Kay Schlossmacher viele Namen gemacht. Und irgendwie kennt ihn jeder – und er kennt jeden. Doch die Eröffnung des Antik-Trödelmarkts „Gare du Neuss“ passt irgendwie so gar nicht zu seinem bisherigen Tun. Oder vielleicht doch?
Kay Schloßmacher ist wohl unumstritten einer der umtriebigsten Düsseldorfer. Fünf Jahre leitete er die „Harpune“ im Hafen, nebenbei das 3001, in den Neunzigern war er Tor3-Verantwortlicher. Er ist Mitglied des legendären DJ-Trios „DK-Pimps“, ebenso legendär sicher auch Events wie die Parties, die er mit seinen Kollegen von Captain Flingern organisierte (Die Katze-im-Sack). Oder die elektronischen Abende im Waschsalon an der Ackerstraße, wo sich die halbe Stadt klangtechnisch berieseln ließ. 2009 war er einer von drei Düsseldorfern, allesamt im Medien- und Gastronomiebereich tätig, die auf die Idee kamen, auch in der Landeshauptstadt ein Kleinfeldfußballturnier zu starten. „Dem Schack Norris sein Cup“ starte mit 32 Teams und 460 aktiven Teilnehmern (inklusive Cheerleader) und wurde ein voller Erfolg. Gekickt wurde am Flinger Broich. Was soll man noch erzählen? Klar, Kay ist Mitglied der Düsseldorfer Jonges, Fan von Fortuna seit der ersten Stunde.
Ach ja – und Kay wohnt in Flingern. Und hier treffen wir ihn auf einen Kaffee im „Oma Erika“. Der Eventmacher sitzt bei einem Milchkaffee mit weißer Schokolade, dem zweiten. „Einfach zu lecker“, grinst er etwas verlegen. Sein Verhältnis zu Flingern? Eine innige Beziehung, würden wir sagen!
Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte Kay zwar in Wersten, was zu verzeihen wäre. Der Liebe wegen kam er ins Viertel – und blieb. Seine erste Wohnung an der Dorotheenstraße bestach vor allem durch eine zentral platzierte Badewanne. Heute ist die Wohnung und auch die Liebe eine andere, und man trifft ihn des öfteren bei „Oma Erika“ an der Lindenstraße oder in der „Pechmarie“, nach 23 Uhr versteht sich. „Ich mag es, dass man hier im Viertel eigentlich immer nette Leute trifft“, sagt er. Der „Cityfunk“ beim Gang über die Straße funktioniere bestens. Es sei ein stetiges: „Haste schon gehört?“
Neuigkeiten hat auch Kay zu vermelden. Nach einem schweren Unfall, bei dem er einen schweren Bandscheibenvorfall erlitt, hält er sich derzeit Party-technisch etwas zurück. Doch konnte ihn auch das nicht davon abhalten, einen langjährigen Traum in die Realität umzusetzen: Als erklärter Trödelfan eröffnete er den „Gare du Neuss“, einen wunderschönen Antik-Trödelmarkt in einem 3000 Quadratmetern großen, 100 Jahre alten Güterbahnhof an der Karl-Arnold-Straße. „Es gibt keine Neuwaren, kein Handyzubehör“, sagt Kay, „nur privater Trödel und einige Antikstände.“ Besonders ist etwa der Stand „share&care“ – hier werden hochwertige Dinge für den guten Zweck verkauft.
Kay ist niemand, der Vergangenem hinter her heult. Auch die aktuelle Entwicklung in Flingern, mit steigenden Mieten und Luxusneubauten kommentiert er nüchtern. „Das passiert wohl jedem Viertel, das mal hipp war.“ Beispiele seien der Prenzlauer Berg in Berlin, die Südstadt in Köln. „Wenn man bedenkt, wie es hier noch vor 20 Jahren ausgesehen hat, da ist vieles schon ein Gewinn.“ Wobei – Shoppingtouren auf der Ackerstraße startet er nicht. „Das ist alles nichts für Jungs mit meiner Konfektionsgröße.“
Auch in Zukunft hat der Herr des „Gare du Neuss“ viel vor. „Gute, anspruchsvolle Parties in wechselnden Locations zu veranstalten“, sagt er. Und bestimmt auch das ein anedere andere Event in Flingern, wie natürlich die dritte Auflage von „Dem Schack Norris sein Cup“ – nicht zuletzt deshalb, weil der Wanderpokal im dritten Jahr endlich einen neuen Besitzer braucht (der Weinhandel Rotweiss gewann zwei Mal in Folge).
Um die Wartezeit bis zum Sommer zu überbrücken, findet jetzt außerhalb der Reihe der Rodelcontest „Der Berg ruft dem Schack Norris“ statt. Am Ostersonntag, den 24. April 2011 ruft nicht nur der Berg, sondern vielmehr die Neusser Skihalle „Allrounder Mountain Ressort“. Zur Einweihung der neuen Rodelhalle treten 30 Rodelteams aus der Düsseldorfer Medien-, Musik-, Gastro-, Mode-, Kunst-, Kultur- und Agenturszene in drei Rodelkategorien gegeneinander an. Wie auch beim „Dem Schack Norris sein Cup“ geht‘s hier natürlich um Eines – nämlich um Spaß.
Mitglied der Jonges? Ich werd weich!
Eine schwierige Sache solche Events zu veranstalten. Mein Respekt. Eine Bereicherung für Düsseldorf.