Wer hat es noch nicht erlebt, dieses Gefühl, völlig schutzlos mitten im tosenden Verkehr zu stehen? Auf engstem Raum rauscht ein nie enden wollender Strom aus Autos und Lastwagen Richtung Morsenbroicher Ei vorbei, man hofft auf „Grün“ – und plötzlich donnert laut bimmelnd auch noch eine Straßenbahn hinterrücks vorbei:
Tja, die Kreuzung Ackerstraße / Dorotheenstraße ist eben etwas für Liebhaber, die den ständigen Nervenkitzel brauchen!
Wer Kinder hat, findet das Ganze schon weniger lustig. Ganz davon abgesehen, dass es nervig ist, bis zu drei Mal warten zu müssen, bis man das rettende Gegenüber erreicht hat. Eine Leserin unseres Blogs, als sie sich mit Kinderwagen und Kleinkind auf dem Mittelstreifen quetschte, besorgt das Dreijährige am Jackensärmel ergriff und gleichzeitig das Gefühl bekam, entweder die Zehen oder die Hacken abgefahren zu bekommen, hatte die geniale Idee, doch mal bei der Stadt nachzufragen, ob man nicht vielleicht doch etwas mehr als bisher für den Schutz der Fußgänger tun könnte…
Das Tolle: Es ist tatsächlich was passiert! Schnell und unbürokratisch. Der Bezirksvorsteher für Flingern vermittelte die junge Frau ans Amt für Verkehrsmanagement der Stadt. Leiter Roland Hahn rief sofort zurück, man verabredete einen Ortstermin – der drei Tage später stattfand.
Ergebnis: Es ist schwer, an der Kamikaze-Kreuzungs etwas wirklich Wesentliches zu ändern.
- Die Ampelschaltung ändern zu wollen (länger und einmal durchgehend „Grün“) lässt sich nicht realisieren – die Dorotheenstraße ist Teil des Lastrings und hier sind alle Ampel (in der Fortsetzung Kettwiger Straße) auf grüne Welle gestellt. Schade.
- Schutzaufbauten gehen auch nicht wirklich – eine zusätzliche Mauer / Stangen machen den wenigen Platz auf dem Bürgersteig zwischen Straßenbahn und B8 noch geringer, dann passt wirklich kein Kinderwagen samt Mutter mehr drauf.
Was geht: Die Fußgänger-Bereiche besser markieren, damit die Gefahrenstelle erkannt wird. Und: Die Ampel, die die Linksabbiegespur von der Dorotheenstraße in die Ackerstraße regelt, kann (da ja in der Mitte und nicht Teil der B8) so geschaltet werden, dass sie gleichzeitig mit der jeweiligen Straßenseiten-Ampel grün wird – Fußgänger müssen nicht drei Mal stoppen, um die Straße zu überqueren.
Das könne man machen, sagt Roland Hahn, der Mann vom Verkehrsmanagement. Wir sind gespannt – schon in zwei bis drei Wochen sollen die Änderungen vorgenommen werden. Wir behalten das im Auge.
Update: 20. Oktober 2010
Tja, viel passiert ist nicht. Ein bisschen rote Farbe, so dass man die Straßenbahn-Warnschilder auf dem Boden besser sieht, das war es. Ob die Ampelschaltung geändert wurde? Man weiß es nicht so genau. Wir finden: Das ist echt zu wenig!
Das reicht nicht !
In den letzten drei Wochen habe ich auf der Dorotheenstraße drei Unfälle mitbekommen die aufzeigen, dass hier etwas im argen liegt. Vorgestern rast ein Auto in einen stehenden LKW, von dem ein Baugerüst abgeladen wurde. Dann der Unfall bei dem ein Auto gegen die Straßenbahn fuhr, über den Bürgersteig schleuderte und gegen eine Hauswand donnerte . Letztens kam ich nach Haus da zerschellte der Rückspiegel eines Lasters am Heck eines parkenden Lieferwagens. Die Splitter flogen über den gesamten Bürgersteig.
Und das ist nur das, was ich in den letzten drei Wochen auf dem Stück zwischen Lindenstraße und Ackerstraße mitbekommen habe.
Hier stimmt grundsätzlich etwas nicht an der Verkehrsplanung, der Stadtraumgestaltung, dem Fahrverhalten der Autofahrer, und dem wie sie den Straßenraum wahrnehmen.
Es wird zu schnell gefahren. Die Dorotheenstraße ist keine „Autobahn“. Für manche Verkehrsteilnehmer scheint sie das Stück der B8 zu sein, auf dem man wieder Zeit gutmachen kann wenn man aus dem Stau raus ist. Die Straßenbahn fährt ja brav in der Mitte, hier geb ich Gas. Die Breite der Straße und die scheinbare Übersichtlichkeit ( wo sind eigentlich die Bäume?) unterstützt den Eindruck. Über die, in diesem Bezug nicht sonderlich hilfreiche, Fassadengestaltung des neuen B8 Centers zur Kettwiger muß ich an dieser Stelle wohl nichts hinzufügen.
Tatsächlich liegt die Dorotheenstraße aber mitten in Flingern und deshalb sind wir auch trotzdem dort hingezogen. In den Stadtteil, in dem sich wie in kaum einem anderem düsseldorfer Stadtteil ein junges kreatives Leben entwickelt.
Stadtraumtechnisch betrachtet muß die Dorotheenstraße als ein verbindendes Element begriffen werden, eben auch in der Querrichtung. Die fuß- und radläufigen Verbindungen Ackerstraße , Linden- und Platanenstraße sind wichtig Brücken.
Die für Flingern prägende, stadtstrukturierende Entwicklung macht an der B8 nicht halt sie greift darüber hinaus, in beiden Richtungen. Die Einkaufsstraße Ackerstraße endet nicht hier sondern führt weiter zur Hoffeldstraße, die Kinder vom östlichen Stadtteil kreuzen die Dorotheenstraße um zur Schule oder zum Spielplatz auf dem Hermannplatz zu gelangen.
Angesichts dieser sich neu entwickelnden Situation muß man verstehen, dass es nicht reichen wird auf dem Boden zu markieren wo man sicher stehen kann. Auch eine Ampel Umprogrammierung wird nicht reichen.
Hier muß eine gänzlich neue Stadtraumgestaltung in Angriff genommen werden. Wir leben nicht mehr im Jahr 1980, in dem man mit einer brachialen Verkehrspolitik wie hier eine, das Umfeld völlig ignorierende, Verkehrsschneise zementieren kann. Unsere Stadt lebt, unser Stadtteil lebt und entwickelt sich. Die Dorotheenstraße ist nicht nur Schwerlastring mit grüner Welle, Sie ist auch Schulweg und sie war auch mal eine Allee. Natürlich brauchen wir eine Umgehungsstraße in der Zukunft aber auch kurzfristig muß sich etwas tun und nicht erst dann wenn es knallt.
Da bleibt einem nur noch auf einen Artikel in der NRZ hinzuweisen,
der jetzt allerdings auch schon wieder fast drei Jahre alt ist, und in dem bemängelt wird, daß hier schon seit 30 Jahren! ein Planungsstau besteht.
http://www.derwesten.de/staedte/duesseldorf/Haesslich-laut-gefaehrlich-id1859172.html
Die eigentliche Unverschämtheit ist doch die Kettwiger-/Dorotheen-/ Lindemannstraße an sich. Jedes Dorf mit 300 Seelen bekommt eine Umgehungsstraße gebaut und bei uns donnern die Lastwagen OHNE Dieselpartikelfilter mit 60 km/h an 24 Stunden pro Tag durchs Flingeraner Wohnzimmer.
Selbst in Schul- und Kindergartennähe gibt es keine geeigneten Fußgängerüberwege und Radwege gibt es schon mal gar nicht.
Der gesamte Verkehr, der im Düsseldorfer Süden über die Autobahnen A57, A46 und A59 ankommt und nach Norden will, nimmt lieber die Abkürzung durch unsere Stadt, als über die A3 ‚außen rum‘ zu fahren. HIER muss man meiner Meinung nach ansetzten.