Nach mehr als neun Stunden und drei Wahlgängen stand gestern Abend fest: Christian Wulff (CDU) wird neuer Bundespräsident…
Tja – wir enthalten uns an dieser Stelle einem Kommentar (ihr könnt das natürlich gern tun!), wollen aber noch ein paar interessante Informationen beisteuern:
Zehn der Wahlfrauen und -Männer unter den insgesamt 1244 Mitgliedern, die da gestern ihre Stimme abgegeben haben, kamen aus Düsseldorf, zwei davon sind Landtagsabgeordnete aus Flingern und wurden an dieser Stelle ja schon ausführlich vorgestellt: Monika Düker von den Grünen und Jens Petersen (CDU). Wen die Politiker gewählt haben, kann man sich denken, „verraten“ haben sie das der RP im Vorfeld, wie diese derart stolz verkündete, als hätte man die Urlauber nach ihrem Lieblings-Nudelgericht befragt.
Die Grüne Monika Düker wählte Gauck, CDUler Petersen natürlich brav den Kandidaten der Koalition, Wulff. Er fände es wichtig, „dass Wulff die Strukturen der Parteien aus dem Effeff kennt“. Was das für einen Vorteile für einen Präsidenten bedeutet, der ein ganzes Land vertreten soll? Naja.
Wie haben die beiden Bundespräsidenten-Wähler aus Flingern den Wahltag, den „Wahlkrimi“, „Merkels Wulff-Schlappe“ oder wie es nun noch heißen wird, erlebt? Was beurteilen sie Wahlverlauf und Ergebnis? Schlappe für die Koalition oder in ein paar Monaten vergessenes Machtspielchen? Wir haben beide um ein kurzes Interview gebeten – sobald wir Rückmeldung haben, gibt es diese hier.
UPDATE, 02. Juli 2010
Hier die Rückmeldung von Jens Petersen (CDU):
Frage: Christian Wulff ist – so war es in vielen Kommentaren zu lesen – kein Kandidat des Volkes, sondern nur der CDU. Wie sehen Sie das?
Jens Petersen: Kandidat der mit Abstand größten Partei in der Bundesversammlung zu sein, ist sicherlich eine besondere Verantwortung und auch Ehre. Zwischen politischen Parteien und „dem Volk“ unterscheiden zu wollen, ist natürlich Unsinn. Schließlich ist das Präsidentenamt ein hochpolitisches, in der die politischen Parteien gemäß Verfassung die Aufgabe haben, geeignete Kandidaten ins Rennen zu schicken. Wer wie Christian Wulff in Niedersachsen mehrfach überragende Wahlsiege erzielt hat, der hat verschiedentlich große Popularität demonstriert. Am Tag nach der Wahl sagen 72% aller Bürger, daß Christian Wulff ein guter Bundespräsident werden wird, davon jeweils auch 70% der SPD- und Grünen-Anhänger. So wird aus dem angeblichen Kandidat der CDU der Bundespräsident des ganzen Volkes…
Frage: Wie wird es nach dieser „Wahl-Schlappe“ für die große Koalition weitergehen?
Petersen: Da sich nach Ansicht von 58% der befragten Deutschen der „richtige Kandidat“ durchgesetzt hat, kann von einer Schlappe der Koalition nicht unbedingt gesprochen werden. Dennoch dürfen die Bürger zurecht erwarten, daß die mit einer stabilen Mehrheit ausgestattete Bundesregierung geschlossen auftritt, inhaltliche gute Arbeit macht und ihre Erfolge klug darstellt. Ein Beispiel ist die für Zeiten der schwersten Wirtschaftskrise nach dem 2. Weltkrieg sensationell niedrige Arbeitslosigkeit. Ein guter Erfolg, der sowohl auf die Arbeit der Großen Koalition wie der jetzigen Regierung zurückzuführen ist. Insofern gehe ich davon aus, daß in den kommenden Wochen und Monaten konzentriert und geschlossen gearbeitet werden wird.
Jetzt hoffen wir noch auf die Rückmeldung von Monika Düker!!!