Das Herz des Ganzen befindet sich direkt hinter dem eigentlichen Shop: In der Werkstatt stapeln sich Siebvorlagen auf Arbeitsbänken, Farbkleckse bedecken den Boden. Ein frisch bearbeitetes Hemd für den Frontmann der Toten Hosen deuten darauf hin: Hier entsteht Mode. „Es handelt sich hier wahrhaftig um einen Handwerksbetrieb, weil ich wirklich jedes Teil selber herstelle“, sagt Designerin Susanne Hertsch – Willkommen bei Misprint!
Der Name des Modelabes Misprint, was bekanntermaßen so viel wie „Fehldruck“ bedeutet, ist für die verschiedenen Kleidungsstücke mehr als nur passend: Während bei anderen Siebdruckherstellern peinlichst genau auf Geradlinigkeit geachtet wird, druckt die Modeschöpferin förmlich ihren eigenen Willen auf die Textilien. „Die Grundlage ist meistens ein fertiges Hemd, das ich komplett auseinandernehme und neu zusammensetze. Beim Drucken selber achte ich nicht auf Nähte oder Übergänge“.
Die Einzelstücke, das können entweder Hemden, T-Shirts oder auch Taschen sein, überfallen den Betrachter gerade zu mit den eigenständigen Drucken, die mal von einfachen Totenköpfen über verwischte Handabdrücke bis hin zu wilden Streifenmustern reichen. Ziemlich „trashig“, wie die 46-Jährige ihren Stil beschreibt. Dabei stehen die schrillen und ausgefallenen Motive im krassen Gegensatz zu der ruhigen Atmosphäre des Ladens und der Besitzerin.
„Der Name ist Programm, ich hatte niemals vor, etwas Normales oder Schlichtes zu drucken“ Da verwundert es auch keinen mehr, das sie sich gerne mal in der Bücherei durch dicke Biologieschinken arbeitet und seltene Zellstrukturen oder Mikroorganismen für ihre Logos verwendet. Dass es sich wirklich um Handarbeit handelt, beweisen mehrere Arbeiten für die Tour-Outfits der Toten Hosen. Da kann es auch schon mal gut zweieinhalb Monate dauern, bis so eine Bühnenkollektion, bestehend aus 50 Hemden, für die Punkrocker fertig gestellt ist.
Alles, nur nicht Gewöhnlich
Die Anfänge von Misprint liegen etwa 30 Jahre zurück. Als Hausbesetzerin in der Kieferstraße verdiente sich „Susy“ Hertsch nebenbei ihre Brötchen indem sie Merchandise-Pakete für die Toten Hosen packte.
Später half sie dem Bassisten der Punktruppe, Andi Meurer, bei den ersten Siebdruckarbeiten für die Band, bis sie komplett die Arbeit für die Outfits übernahm. „Ich würde sagen, dass ich den Stil, den Andi vorgelegt hat, zu meinem eigenen gemacht und ihn weiterentwickelt habe“, erklärt Hertsch. Vor etwa fünf Jahren wagte die ehemalige Hausbesetzerin den nächsten Schritt und erfüllte sich mit ihrem eigenen Ladenatelier einen Kindheitstraum.
Wer sich für einzelne Kollektionsstücke interessiert, sollte sich am besten beeilen, denn die maßgefertigten Textilien werden nur in geringen Auflagen gefertigt. „Ich produziere keine Massenware, außerdem muss ich mich auch um meine Laufkundschaft kümmern“.
Übrigens: Zusätzlich zu den Misprinttextilien vereint der Shop auf der Ackerstraße weitere befreundete Designer unter einem Dach: Unter dem Namen Daxxs vertreibt Dagmar Pfeifer ihre sportlich, femininen Damenkollektionen. Außerdem werden ausgefallene Schuhe für Damen und Herren von „Schuhwalküre“ angeboten. Das Angebot wird von Ingrid Kleffmüllers Event- und Shiftkleidern aus seidigen Stoffen der Marke Schnittreich komplettiert.
Robert Kronekker
Misprint
Susanne Hertsch
Ackerstraße 186b
Öffnungszeitungen:
Dienstag- Freitag:
12.00- 19.00 Uhr
Samstag:
12.00 – 15.00 Uhr