Gleich beim Öffnen der Ladentür steigt der Geruch von gegerbtem Leder in die Nase. Robuste Nietentaschen, Gürtelriemen und Armbänder, ausgestellt in Messgeräte-Schränken oder Werkbänken, lassen den lichten Verkaufsraum wie ein Design-Museum für Ruhrpott-Geschichte erscheinen. Die Inspirationsquelle Bergbau und Schwerindustrie ist allgegenwärtig, das Symbol des Bergbaus, ein überkreuzter Hammer und Schlegel, findet sich auf den ausgestellten Taschen und Accessoires wieder.
„Mir geht es immer darum, die Möglichkeiten im eigenen Land zu nutzen. Darum habe ich mich von Bergbau und Schwerindustrie des Ruhrpotts inspirieren lassen“, sagt Moritz Wenz. „Ich wollte Taschen und Accessoires entwickeln, die sich durch Optik und Wertigkeit stark vom Gros unterscheiden.“
In seinem neu eröffneten Store auf der Lindenstraße zeigt der Designer, was aus diesem Anspruch geworden ist: Die Marke Flöz, die “voller Stolz die historischen Facetten des Ruhrgebiets in die Welt trägt.“ Und das mit Erfolg: Die Taschen und Schmuckstücke werden bundesweit in Design-Stores angeboten, ausgestellt und prämiert, erst im vergangenen Jahr gab es für Flöz die Auszeichnung „Form 09“.
Besonders macht die Flöz-Produkte schon das Material: Das gegerbten Leder für die Taschen etwa bezieht der 34-Jährige aus Betrieben in Deutschland, die Nieten und Verschlüsse stammen aus Wuppertal, hergestellt werden die Einzelstücke schließlich in einem alteingesessenen Familienbetrieb im Solingen – in Handarbeit versteht sich.
„Die Taschen der Arbeiter im Bergbau mussten extremen Anforderungen genügen“, sagt Wenz, der für seine Flöz-Produkte mit einem befreundeten Fotografen selbst „unter Tage“ ging, um die besondere Situation dort zu erfahren. Auch seine Taschen sollen „Kumpel fürs Leben“ sein. Sie bieten allerdings weniger Platz für grobe Kohle-Meißel und Hammer, als für die Werkzeuge der Neuzeit: Handy, Timer und Laptop.
Nicht nur bei der bei Materialbeschaffung und Produktion beweist Wenz übrigens Heimatverbundenheit: Dass er in Fingern seinen Laden eröffnet, ist nur folgerichtig, schließlich wohnt er selbst seit zwölf Jahren im Viertel und das sehr gern. „Da gab es für mich auch keine Alternative“. Mit anderen hier ansässigen Schmuckdesignern wie den Kolleginnen von privat ist er befreundet.
Red dot-Award für Produktdesign
In seiner neuen „Zentrale“ an der Lindenstraße ist nicht nur die Serie „Flöz“ zu bestaunen. Wenz, der schon in jungen Jahren die Schmuckschule in Pforzheim besuchte und 2002 das Industrie-Design-Studium an der Universität Wuppertal anschloss, bietet eine weitere eigene Schmucklinie an. Massive Silberringe für Männer, Manschetten-Knöpfe und Wappen fertigt er genauso an wie Brautringe.
Als Produktdesigner liefert er Korkenzieher zum Selberbauen, den mit dem red dot-Award 2004 ausgezeichneten Eiscrusher „icewolf“ oder eine Art Sitz-Schaukel für Erwachsene: Die Wippe aus weißer Glasfaser trägt den robusten Pferdesattel – ein Messingknauf im typischen Wenz-Look krönt das ungewöhnliche Möbelstück. Auszuprobieren ist es natürlich in der Zentrale an der Lindenstraße: Man sieht „Jonny“ schon, wenn man den Laden betritt….
Moritz Wenz
Formgebung Düsseldorf
Zentrale Lindenstraße 214
Geöffnet: nach Absprache – oder einfach mal klingeln. Wenn Wenz da ist, macht er gern auf.