Jens Petersen. Nie gehört?

Der 39-Jährige, der derzeit offensiv-freundlich von unzähligen Wahlplakaten der CDU lächelt, ist im Viertel eine eher unbekannte Gestalt. Zwar arbeitet der Unternehmensberater in Flingern, zwar wohnte er hier (jetzt in Gerresheim), zwar saß er sieben Jahre in der Bezirksvertretung Flingern – aber das frühere Arbeiter-jetzt-Kreativen-Viertel ist nunmal keine Spielwiese für Christdemokraten in Schlips, Kragen und Krawatte. Oder, wie Petersen selbst sagt, Flingern sei ein toter Wahlkreis. Dennoch konnte er 2005, als die CDU damals mit deutlichem Plus die Landtagswahl gewann, ins Politikerrund am Düsseldorfer Rheinufer einziehen. Und würde es wieder tun.

Petersen ist der Zweite, der sich auf die Interviewanfrage von flingern.net meldet. Treffpunkt? Wie wäre das neue Eis-Café an der Ecke Ackerstraße? Okay, also bei Nordmanns, kein Problem.

Zum Gespräch erscheint der Betriebswirtschaftler zwar nicht im Anzug, aber dennoch standesgemäß in Polo-Shirt und Jeans. Dann ein kleine Überraschung: Der Landtagsabgeordnete kommt nicht allein. Neben ihm schaukelt ein kleiner Petersen im Maxicosy. Frau Petersen weilte gerade beruflich in den Vereinigten Staaten, da ist der Vater gefragt.

Doch der 10 Monate alte Junior scheint das Leben als Politikersohn schon zu kennen – während des gesamten Interviews brabbelt er vergnügt vor sich hin, nur einmal muss der spontan auftretende und bekundete Hunger mit einem Brei bekämpft werden. Auch das absolviert Jens Petersen ruhig und routiniert, was haben wir auch anderes erwartet?

Die Arbeitstage des Abgeordneten sind voll gepackt: Politik, Beruf und Familie (er hat noch einen vierjährigen Sohn) wollen erwartungsgemäß unter einen Hut gebracht werden. „Das funktioniert nur, weil alles nah beieinander liegt“, sagt er. Wenn er wie andere Abgeordnete in Sitzungswochen von weiter her anreisen müsste, ginge das alles nicht.

Dass es diesmal auch schiefgehen und er sein Mandat einbüßen könnte, sieht Petersen ebenfalls ganz professionell. „Die Motivation im Wahlkampf ist die gleiche wie 2005“, sagt er. Natürlich wisse er jetzt besser um die Vor- und Nachteile des Jobs, aber es mache ihm einfach Spaß, Dinge zu bewegen. Jetzt bestellt er erstmal einen Eisbecher mit Sahne, drei Kugeln. Wir bleiben beim Kaffee.

Petersens Lieblingsthemen liegen, wohl schon von Berufs wegen, im finanz- und wirtschaftpolitischen Bereich, das wird im Gespräch schnell klar. Die Konsolidierung des Landeshaushalts, die Begrenzung der Nettoneuverschuldung, die Steigerung von Unternehmensneugründungen. Klingt alles nach großer Politik. Und Flingern? Der CDUler ist nicht unzufrieden: „Nicht nur für das Land, sondern auch für Düsseldorf und meinen Wahlkreis konnten in den letzten fünf Jahren zahlreiche Projekte verwirklicht oder auf den Weg gebracht werden“, schreibt Petersen auf seiner Homepage.

Geht es etwas konkreter?

„Die Stadtteilerneuerung für Flingern und Oberbilk“, sagt er. Von dem 2001 gestarteten Projekt (Anmerk. der Red.: noch unter rot-grün) hätten die Stadtteile schon stark profitiert. Als Beispiele nennt er die Begrünung der Moskauer Straße, den Stadtwerke-Park, die Modernisierung der Beleuchtung, die Verbesserung von Straßen.

Geht es vielleicht doch noch etwas konkreter?

Okay, Petersen legt den Eislöffel zur Seite. „Der Norden von Flingern steht ja schon gut da“, sagt er. So etwas kann man nur bedingt beeinflussen. Man kann den Geschäften ja nicht sagen, wo sie sich ansiedeln müssen, nur die Bedingungen dafür könne man schaffen. „Die Ackerstraße, die hat sich selbst gelöst, die hat das selbst geschafft,  anders ist das noch an der Birkenstraße, hier prallt vieles gleichzeitig aufeinander.“ Aber auch hier sollen ja bald Umbauarbeiten helfen, man sei mit den Anwohnern im Gespräch. „Die Parkproblematik haben wir im Blick.“

Mit Landesgeldern sei außerdem etwas gegen die Brachflächen im Süden getan worden, sagt Petersen und meint natürlich das B8-Center. Dass viele der mit dem Neubau beglückten Bewohner gar nicht sonders glücklich sind, das Ganze vielen schon jetzt als neuerliche Fehlplanung gilt, scheint er nicht zu wissen – er erwähnt es jedenfalls mit keiner Silbe.

Das Land kann nicht in allen Bereichen etwas tun, sagt Petersen. Der Bau einer Ortsumgehung im Stadtteil – den kleinen Seitenhieb zu SPD-Konkurrent Krems kann er sich wohl nicht verkneifen – sei zum Beispiel ein kommunales Thema. Was das Land aber könne, wäre einzelne Maßnahmen zu fördern, etwa den Aufbau der geplanten „Sportmeile Flingern“ zu unterstützen. Am Flinger Broich soll dann nicht nur Platz für Fussball sein, sondern auch die Attraktivität des Allwetterbads gesteigert werden.

Und deshalb soll der Flingeraner am Wahlsonntag also sein Kreuzchen bei der CDU machen? „Nicht nur deshalb“, sagt Petersen. „Wir  stehen für eine vernünftige Entwicklung NRWs in den vergangenen Jahren, in Wirtschaft und Bildung. Das wollen wir weiter fortsetzen.“ Dass Kritiker aber genau das bezweifeln, und der schwarz-gelben Regierung vorwerfen, eine extrem kommunalfeindliche Politik betrieben zu haben, etwa, weil die Förderung der U3-Plätze durch den Bund nicht an die Städte weiter gegeben wurde, oder ÖPNV-Projekte wie die S20 gestoppt wurden, kann Petersen nicht nachvollziehen.

Mit dem Gemeindefinanzierungsgesetz 2009 hätten die Zuweisungen des Landes an die Kommunen mit rund 8 Milliarden Euro einen neuen Höchststand in der Geschichte NRWs erreicht. Und trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise würden es in 2010 7,6 Milliarden Euro sein. Auch im Bereich der Betreuung der Unterdreijährigen würden die Zahlen für sich sprechen, sagt Petersen: 2005 gab es 11.800 Betreuungsplätze für Unterdreijährige – heute sind es 112.500.“

Biographie Jens Petersen:

Jens Petersen, geboren am 27. September 1970 in Düsseldorf

Politisch:

Seit 1987 Mitglied der CDU und der Jungen Union Düsseldorf, von 1994 – 2001 Mitglied der Bezirksvertretung 2 (Zoo/Flingern), 1998 Vorsitzender der CDU Zoo und des Stadtbezirksverbandes 2 (Zoo/Flingern)

Von 2004 bis 2006: Stellvertretender Vorsitzender der CDU Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Düsseldorf

Seit 2005: Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis 41

Beruflich:

1989: Abitur in Düsseldorf
1990 – 1995: Studium der Betriebswirtschaftslehre, Promotion, Universität Dortmund
1995 – heute: Unternehmensberater, heute: Mitglied der Geschäftsleitung in einer mittelständischen Unternehmensberatung mit Sitz in Düsseldorf

Privat:
Wohnhaft in Gerresheim, verheiratet, 2 Söhne

Hobbies: Klassische Musik, Tennis, Lesen

Wer mehr wissen will: Hier das Wahlprogramm der NRW-CDU

Übrigens: Im nächsten Kandidaten-Check treffen wir Monika Düker von den Grünen im Beethoven.