„Nicht wahrscheinlich, aber auch nicht gänzlich unmöglich“, sagt Frank Laubenburg, nach seiner Chance befragt, mit der Wahl am 9. Mai in den NRW-Landtag einzuziehen. Er sagt das mit einem leichten Grinsen, es folgt eine ausführliche Schilderung der Bedeutung von Überhangmandaten und linken Listenplätzen. Okay, nichts in unmöglich?
Frank Laubenburg war der erste der Kandidaten aus unserem flingeraner Wahlkreis, der sich auf unsere Interviewanfrage meldete. Auch wo wir uns treffen könnten, musste er nicht lang überlegen: Also sitzen wir im „Zedern Grill“ an der Erkrather Straße. Auf den Tisch kommen libanesische Speisen, die orientalische Deko ist angenehm dezent, am Nebentisch blubbert die Wasserpfeife.
Laubenburg spricht leise, wir müssen schon genau hinhören, um ihn zu verstehen. Überhaupt: Einen stadtbekannten Linken, der schon mal versehentlich verhaftet wurde, was sich im Nachhinein aber alles als Irrtum aufklärte (das war 2002) –, einen Linken, den der frühere Oberbürgermeister Erwin einen „verrückten Kommunisten“ schimpfte, haben wir uns anders vorgestellt. Aber, wie schon die „Rainerische Post“ notierte: „In echt sieht der Mann eigentlich ganz normal aus…“ (aus früheren Zeitungsartikeln kannten wir nur ein wenig schmeichelhaftes Porträt aus Laubenburgs Jugendzeiten).
Für das kommende Parlament wäre ein Frank Laubenburg, der eigentlich gelernter Steuerfachangesteller ist, jedenfalls eine wertvolle Bereicherung, sorgt er doch für den in demokratischen Strukturen unverzichtbaren Gegenwind: Politisch aktiv seit der Schulzeit, Mitglied der PDS seit 1990, bei den Linken seit 2007, sitzt der 43-Jährige seit 1999 im Rat der Stadt Düsseldorf, natürlich ist er auch Linken- Fraktionsvorsitzender. Mit seinen stetigen Anfragen vor allem zu sozialen Themen kann er ganz schön nerven. Seine Eingaben sind unbequem, der Plan zur Umsetzung bedingt realistisch, aber von der Sache oft richtig: Mehr bezahlbaren Wohnraum, mehr Bildung, mehr Unterstützung für sozial Schwächere, mehr Gleichstellung der Geschlechter.
Warum sollten Flingeraner am Wahlsonntag im Mai bei ihm ihr Kreuzchen machen – auch wenn er nicht (mehr) in Flingern wohnt, sondern in Stadtmitte? „Weil wir die einzigen sind, die nicht diese neoliberalen Denke haben“, sagt Laubenburg. Was die bedeute, sehe man auch in Flingern, das sich in den letzten Jahren stark verändert habe. Längst nicht jeder neue „Shop“ auf der Ackerstraße sei noch wirklich kreativ, kreative Produkte werden nur noch verkauft. „Den Wandel, etwa rund um die Ackerstraße, kann man ja nett finden, aber wie das politisch begleitet wird, das ist eine Katastrophe.“
Aus Berlin kenne er „Milleuschutzsatzungen“, die in ähnlichen Situationen verhinderten, dass plötzlich nur noch Luxuswohnungen gebaut und frühere Bewohner des Viertels verdrängten wurden. „Soziale Schutzmechanismen“ dürften nicht vergessen werden, sagt Laubenburg. Und dann gäbe es noch Gegenden in Flingern, um die sich keiner mehr kümmert, ein Beispiel sei der Bereich um die Benzstraße im Süden, „da passiert aktuell gar nichts mehr.“
Wir denken uns, dass da vieles natürlich kommunal geregelt werden müsste und ein Landtagsabgeordneter da eher weniger Einfluss hat, aber einen Laubenburg wird es sicher nicht stören, nach den Kollegen im Düsseldorfer Rat ab sofort die im Landtag zu nerven.
Vorurteile gegenüber „Links“ stören ihn dabei sowieso nicht: „Dass ist die Zuschreibungswucht, die man akzeptieren und mit der man offensiv umgehen muss.“ Na denn.
Biographie: Frank Laubenburg
Geboren 1966 in Freiburg/Breisgau, aufgewachsen in Dortmund, Bergkamen und Kamen, seit 1999 in Düsseldorf
Politisierung durch die Arbeit in der Schülervertretung, die Friedensbewegung der 80er Jahre und die coming-out-Erfahrungen als schwuler Mann in den Zeiten der Kießling-Affäre und der beginnenden AIDS-Krise
1984 Eintritt in die Partei „Demokratische Sozialisten“ und Mitarbeit im kommunalpolitischen Wahlbündnis „Grün-Alternative Liste Kamen/Bergkamen“
1986 Mitbegründer und Vorstandsmitglied der AIDS-Hilfe im Kreis Unna e.V. und des „Bundesverbandes Homoxualität e.V.“
1990 Eintritt in die PDS
In den 80er und 90er Jahren diverse Aktivitäten im Bereich der AIDS-Hilfe und der Schwulenbewegung (u.a. als Mitorganisator der CSDs in NRW, Mitglied im Beirat der Deutschen AIDS-Hilfe, Mitbegründer des Schwulen Netzwerks NRW und Mitarbeit der „Rosa Zone“). Seit 1999 nahezu ausschließlich kommunalpolititsche Arbeit mit den Schwerpunkten Sozial- und Planungspolitik sowie Antifaschismus.
Wer mehr wissen will: Hier das Wahlprogramm der Linken
Übrigens: Im nächsten Kandidaten-Check treffen wir den CDU-Politiker Jens Petersen auf ein Eis im Nordmanns….
Ausser der Afghanistan Frage, die nicht in Düsseldorf entschieden wird, spricht nichts gegen eine SPD-GRUENE-LINKE Regierung.
Ich finde, um Laubenburg ist es in den letzten Jahren merkwürdig still geworden. Bis 2004 oder 05 war er meiner Einschätzung nach wesentlich präsenter als heute. Und warum steht er auf der Liste zur NRW-Wahl nicht weiter oben? Da haben sich viele andere an ihm vorbeigeschmuggelt. Antworten auf diese Fragen hätten mich interessiert.
Ansonsten: Die SPD distanziert sich wieder mal von der Linkspartei, obwohl sie weiß, dass ohne sie keine linke Mehrheit möglich ist. Kraft ist offenar immer noch auf der neoliberalen Schröder-Linie, die die SPD so tief in den Keller gebracht hat. Manche lernen es nie.